Die Familie der Welfen



Heinrich der Löwe, Herzöge, Könige und sogar ein Kaiser: Die Geschichte des Hauses Hannover beeindruckt.





Die Familie der Welfen ist seit dem 8. Jahrhundert belegt, was sie zu einer der ältesten Familien des europäischen Hochadels macht. Man unterteilt die Familie grob in die älteren Welfen mit der burgundischen und der schwäbischen Linie und die jüngeren Welfen ab dem 11. Jahrhundert.


Die burgundischen Welfen verbanden sich durch Heirat eng mit den damals herrschenden Karolingern, der Familie Karls der Großen. So heiratete eine Tochter Graf Welfs I. den Sohn und Nachfolger Karls des Großen, König Ludwig den Frommen. Eine weitere Tochter Welfs I. heiratete wiederum König Ludwig den Deutschen, Sohn Ludwig des Frommens. Rudolf III., König von Burgund, war der letzte männliche Erbe dieser Linie, die mit seinem Tod 1032 endete. Seine Tochter Adelheit jedoch wurde Königin von Burgund, Königin von Italien und durch Heirat mit Otto dem Großen schließlich deutsche (ostfränkische) Königin und Kaiserin.


Die schwäbischen Welfen hatten enormen Grundbesitz im späteren Süddeutschland, Österreich und der Schweiz, 1047 stieg Welf III. zum Herzog auf, dem höchsten Adelsrang nach dem König. Herzog Welf starb jedoch bereits wenige Jahre später ohne Erben, so dass der Sohn seiner Schwester, die mit dem italienischen Grafen d´Este verheiratet war, den Besitz, Namen und Titel der Welfen erbte. Dieser Sohn begründete als Welf IV. die jüngeren Welfen und wurde 1070 Herzog von Bayern.


Durch geschickte Heiratspolitik vergrößerten die Welfen in den folgenden Generationen ihre Besitzungen und ihre Macht beträchtlich und wurden die Herzöge Sachsens – einem Gebiet, das westlich von Münster begann und östlich bis zur Elbe und an die Ostsee reichte. In dieser Zeit wurden die Welfen zu Konkurrenten der herrschenden Staufer und zu einem wichtigen Faktor der Politik in dem losen Staatsgebilde, dass man später Heiliges Römische Reich Deutscher Nation nannte. Zeitweilig verloren die Welfen in diesem Streit die Herzogtümer Bayern und Sachsen, jedoch erhielt der wohl berühmteste aller Welfen, Heinrich der Löwe, sie nach einer Aussöhnung zurück. Auch bei diesem Friedensschluss hat, wie damals sooft, eine politische Ehe eine wichtige Rolle gespielt. So kam es, dass die Welfin und Tante Heinrichs des Löwen, Judith, den Staufer Friedrich heiratete, den wir heute noch als Kaiser Friedrich Barbarossa kennen.


1180 verloren die Welfen erneut ihren Besitz, Heinrich musste gar nach England an den Hof Richard Löwenherz´ fliehen, der sein Schwager war. Erhielt Heinrich auch 14 Jahre später große Teile seiner Ländereien wieder, war das Herzogtum Bayern für die Welfen verloren und fiel an das Haus Wittelsbach, das es bis 1918 beherrschte. Der Sohn Heinrichs des Löwen führte als Gegenkönig zum Staufer Phillip die Opposition im Reiche und wurde nach dessen Ermordung 1208 zum ersten und einzigen Welfen auf dem Kaiserthron.


Im 13. Jahrhundert entstand dann aus den sächsischen Welfenlanden das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Wurde es auch mehrfach in zwei oder mehrere Teilfürstentümer geteilt, blieb es dennoch bis zum Einmarsch Napoleon 1806 welfischer Besitz. Das Teilfürstentum Calenberg-Göttingen erhielt Ende des 17. Jahrhunderts die Kurwürde, war also eins von zu dem Zeitpunkt neun deutschen Fürstenhäusern, welche den König wählten. So entstand das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, aus dem nach der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress das Königreich Hannover hervorging.


Springen wir jedoch noch einmal zurück, denn die Welfen herrschten bekanntlich nicht nur über Hannover, sondern waren auch die Könige Großbritanniens und Irlands. Mit dem sogenannten „Act of Settlement“, zu Deutsch „Gesetz zur Regelung“, schuf das englische Parlament 1701 umfassende Neuregelungen zum Thronfolgerecht. Es wurde festgelegt, dass die englische Krone nach dem Tod der Königin Annes aus dem Hause Stuart auf deren Cousine Sophie von der Pfalz und deren protestantische Nachkommen übergehen soll – jedoch die Nachkommen, die eine Katholikin oder einen Katholiken heiraten, wiederum ausgeschlossen werden. Damit war der Grundstein für die protestantische Thronfolge in England gelegt. Der Act of Settlement wurde durch das Perth Agreement zwar weitgehend verändert, gilt grundsätzlich dennoch bis heute.


Kommen wir zurück zu Sophie von der Pfalz. Diese heiratete 1658 Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg, den späteren Herzog und ab 1692 Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg. 1714 verstarb Kurfürstin Sophie, wenige Wochen nach ihr starb auch die englische Königin Anne. So bestieg am 1. August 1714 der Sohn Sophies und Ernst Augusts als Georg I. den britischen Thron und begründete damit als König von Großbritannien und von Hannover die Personalunion, die 123 Jahre andauerte. 1837 wurde nach den Regelungen des Act of Settlement Victoria als letzte Welfin Königin von Großbritannien. Im Königreich Hannover galt jedoch das Jahrhunderte alte Salische Gesetz (Lex Salica), das Frauen von der Thronfolge ausschloss. So wurde Prince Ernest Augustes, 1. Duke of Cumberland and Teviotdale, 1837 als Ernst August I. König von Hannover.


1866 wurde das Königreich Hannover von Preußen besiegt und zur preußischen Provinz, die Herrschaft der Welfen endete. Als 1884 der Herzog von Braunschweig ohne direkte Erben starb, stellten die Welfen Ansprüche auf diesen Titel, die jedoch durch den Kaiser abgelehnt wurden. Erst als Ernst August III. 1913 die preußische Prinzessin Victoria Luise ehelichte, wurde er zum Herzog von Braunschweig erhoben, musste jedoch bereits 1918 wieder abdanken, als der Adel in Deutschland abgeschafft wurde.



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